Weltenbummler Kafka
Ein besorgter Schriftsteller, der in seinen Texten die existenziellen Fragen des schwermütigen Lebens thematisierte ... ein solches Bild haben viele vor Augen, wenn man von Franz Kafka spricht. Doch der tschechische Fotograf Jan Jindra und die Journalistin Judita Matyášová kennen einen ganz anderen Franz Kafka und das spannende Leben des Autors wollen sie nun auch mithilfe einer Dauerausstellung der breiten Öffentlichkeit zeigen. Zwölf Jahre lang suchten Jindra und Matyášová an 70 Orten in ganz Europa nach Kafkas Spuren und fanden Plätze, wo Kafka seine Ferien verbrachte. Dabei fanden sie heraus, dass er ein abenteuerlustiger Mensch war, der Flugzeuge in Italien und die Metro in Paris bewunderte, in Berlin ins Kino ging und gern Paddeln ging oder im Garten arbeitete. Diese Eindrücke präsentierte das Autorenduo das erste mal im Jahr 2009 in dem Buch mit dem Titel „Auf Reisen mit Franz Kafka“. Jetzt haben sie eine öffentliche Sammlung ins Leben gerufen, mit dem Ziel 860.000 CZK (31.764 Euro) für die Errichtung einer Dauerausstellung unter dem Titel „Kafka macht Ferien“ in dem nordwestböhmischen Ort Siřem (Zürau) zu sammeln. Die Eröffnung der Ausstellung ist für den Sommer 2016 geplant. Das Projekt wird von dem tschechischen Schriftsteller Jaroslav Rudiš und dem deutschen Publizist und Autor Reiner Stach unterstützt.
Internationale Unterstützung des Projektes
Der deutschsprachige tschechische Autor Jaroslav Rudiš befasst sich seit einigen Jahren mit Kafkas Werken. Derzeit stellt er, zusammen mit der Gruppe Kafka Band, eine unkonventionelle Bearbeitung von Kafkas Roman „Das Schloss“ vor. Das Projekt "Kafka macht Ferien" bekam ebenfalls Unterstützung des deutschen Autors Reiner Stach, der eine biographische Trilogie über Kafka verfasste. Weitere Unterstützung kommt von der amerikanischen Autorin Kathi Diamant, der Autorin des Buches „Kafka´s Last Love“, das die Beziehung zwischen Kafka und Dora Diamant schildert.
Kafka in Zürau in Westböhmen
Kafka kam nach Zürau im Jahr 1917, weil er nah seiner geliebten Schwester Ottla sein wollte, die hier den Familienboden bewirtschaftete. Das Dorfleben gefiel Kafka so sehr, dass er hier acht Monate verweilte – die längste Zeit, die er jemals auf dem Land verbrachte. Die Zeit in Zürau inspirierte Kafka beim Schreiben des Romans „Das Schloss“, den er 1922 beendete. Das Hopfendorf Zürau hat sich seit der Zeit, als Kafka hier wohnte, kaum verändert. Es gibt hier noch immer die Häuser und Orte, die er in seinen Tagebüchern erwähnt. Die Besucher von Zürau und der geplanten Ausstellung können dann authentische Kafka-Plätze besichtigen,"so die Koautorin der Ausstelung Judyta Matyášová.
Die historischen Bilder und Dokumente sowie Bilder von Jan Jindra sollen in einem Speicher zum Trocknen des Hopfens auf einem Bauernhof ausgestellt werden. Besucher können Beschriftungen erstmal neben dem Tschechischen auch in der deutschen und englischen Sprache lesen, später soll auch Spanisch und Japanisch dazu kommen. Wenn man genug Geld gesammelt hat, soll auf dem Bauernhof auch eine Wohnung für Schriftsteller oder Übersetzer errichtet werden, so dass diese ein paar Wochen dort arbeiten können, wo einst auch Franz Kafka schrieb.
Wer würde Prag nicht kennen- ob mit oder ohne Kafkas Spuren. Doch auch die nordwestliche Ecke Tschechiens verdient Aufmerksamkeit. Jeder Bierkenner muss auch mal den Namen der Stadt Saaz (Žatec) gehört haben, wo der beste Hopfen der Welt angebaut wird, aus dem das berühmte tschechische Bier hergestellt wird. Die Stadt ist zudem sowohl bei tschechischen als auch bei internationalen Regisseuren beliebt, weshalb hier bereits mehrere Filme und Serien gedreht wurden, darunter Les Miserables, Oliver Twist und Yentl. Saaz ist nur knappe 15km von Zürau entfernt.
