Austria
2020
04
Mit Baťa im Dschungel Neues entdecken
Ba´ta Schuhe sind vielen ein Begriff. Dass die Schuhmacherdynastie aber auch sozial engagiert war, als eines der ersten Unternehmen auf allen Kontinenten (bis auf die Pole) einheitlich gebrandete Verkaufsfilialen hatte und in vielen anderen Bereichen Vorreiter war, erzählt das so eben im Wieser Verlag neu erschienen Buch von Markéta Pilátová.  

 src=Tauchen Sie ein in die faszinierende Geschichte des tschechischen Schuhfabrikanten Jan Antonín Baťa, der – vor den Nationalsozialisten geflüchtet und von den Kommunisten verunglimpft – in Brasilien seine unternehmerischen Ideale weiterzuleben versucht, indem er mitten im Urwald neue Städte gründet und Fabriken erbaut. Die tschechische Autorin Markéta Pilátová begibt sich auf die Spuren Baťas und seiner Familie, lässt sie vom Kampf gegen die widerspenstige tropische Natur erzählen, vom Pioniergeist, mit dem Neues geschaffen wird, von der Sehnsucht nach dem alten Europa und der Suche nach der historischen Gerechtigkeit. Ein vielstimmiges Romanmosaik und zugleich ein Stück Geschichte des 20. Jh.
 
Markéta Pilátová, geboren 1973 im ostmährischen Kremsier (Kroměříž), ist studierte Hispanistin. Sie lebte mehrere Jahre in Brasilien und in Argentinien, wo sie die Nachfahren tschechischer Emigranten in Tschechisch unterrichtete. So kam sie auch in Kontakt mit der Baťa-Familie und erhielt Einblick in ihr persönliches Archiv.


Tomáš Baťa, Schuster, Unternehmer und Visionär

Vor mehr als 140 Jahren wurde Tomáš Baťa geboren, der das Gesicht der ostmährischen Stadt Zlín, die Trends der Schuhmacherindustrie und auch die Prinzipien des erfolgreichen Managements änderte.

Schauen Sie sich Ihre Schuhe an.... Wenn darauf die Marke Baťa steht, tragen Sie an den Füßen ein Produkt, deren Geschichte bis in die k. & k. Monarchie des Jahres 1894 zurück reicht. Der Junge Schuhmacher Tomáš Baťa hat damals in Zlín gemeinsam mit seinem Bruder und seiner Schwester eine Schuhmacherfirma gegründet, die innerhalb einiger Jahrzehnten auf vier Kontinenten Fuß fassen konnte. Heute kann man Baťa-Schuhe in Dutzenden Städten auf der ganzen Welt kaufen.

Baťas Schuhe

Der junge Schuhmacher Tomáš Baťa war ein Rebell. Er stammte aus einer Familie, die sich mit der Schuhmacherei schon seit Jahrzehnten beschäftigte. Mit 16 Jahren ließ er sich jedoch bei einer Firma, die Schuhmachermaschinen herstellte, beschäftigen. Das gefiel jedoch weder seinem Vater noch der Firma, die ihn beschäftigte, so dass sie ihn wieder bald entließ, da sie sich vor der Konkurrenz fürchtete. Das hielt ihn aber nicht auf und mit der Hilfe seiner Geschwister gründete er im Jahre 1894 seine eigene Schuhmacherfirma. Die erste große Krise konnte Tomáš Baťa mit den sog. „Baťovky“, d.h. Schuhen, die statt aus Leder vor allem aus dem viel billigeren Leinen hergestellt wurden, übertauchen.
 
Von seinem Aufenthalt in Amerika brachte Tomáš Baťa neue Impulse für seine Geschäftstätigkeit mit. Dazu brauchte er immer mehr Arbeiter, die jedoch in der kleinen Stadt im Osten Mährens keine Wohnmöglichkeiten hatten. Tomáš Baťa löste das Problem, indem er für sie Häuser baute und auch die Infrastruktur von Zlín veränderte. So entstanden funktionalistische Bauten und Zlín, das sich langsam zu einer in einem Garten eingebetteten Industriestadt veränderte, erlebte seine berühmteste Zeit. Der Funktionalismus in Zlín verzauberte auch den weltberühmten Architekten Le Corbusier, der sich darüber dahingehend äußerte, dass es sich um einen der heißen Orte der neuen Welt handeln sollte.
 
Aber zurück zu Baťa. Die Arbeiter in seiner Gesellschaft erhielten zahlreiche Benefits, mussten jedoch allerdings auch mit großen Anforderungen rechnen. So wurde z. B. für schlecht erledigte Arbeit Lohn abgezogen.Die Arbeitnehmer der Firma Baťa hatten die Möglichkeit sich weiterzubilden, dafür lebten und arbeiteten sie nach dem Motto Baťas: „Sage nie, dass es nicht geht - sage mir, dass du es nicht kannst“. 
 
Mehr über Baťas Modelle und die Geschichte des Schuhmacherhand-werkes erfahren Sie in der Ausstellung „Prinzip Baťa. Heute Fantasie, morgen Wirklichkeit.“ im Schuhmuseum in Zlín: www.muzeum-zlin.cz/cs/stranky/information---admission---fee/ und
http://www.ic-zlin.de/25199-stadtbesichtigung

Baťas Schuhabdruck in Mähren und in der Welt

Baťa bedachte auch weitere Aspekte in seiner Geschäftstätigkeit. Typisch ist z. B. seine Preisgestaltung. Er nutzte die Tatsache, dass es für das Kaufverhalten annehmbarer ist, wenn auf dem Preisschild 999 statt 1000 steht. Dieser Trick wird heute weltweit verwendet. Tomáš Baťa unterschätzte auch die Werbung nicht und so ließ er in Zlín Filmateliers erbauen, die bald nicht nur Schuhwerbung produzierten, sondern auch Spielfilme drehten. Auch diesem Grund findet bis heute in der Stadt Zlín regelmäßig ein Filmfestival statt.
 
Ein weiteres Vermächtnis ist der Baťa-Kanal, den die Firma nach dem tragischen Tod seines Gründers erbauen ließ. Die Wasserstraße trägt seinen Namen und dient heutzutage vorallem touristischen Zwecken. So ist er beliebt für Hausboot-Urlaube und ein beliebter Fahrradweg führt entlang des Kanals. Ein Symbol des Baťa-Reiches ist auch ein Wolkenkratzer in Zlín, der nach der Straßennummer als „Einundzwanziger“ bezeichnet wird. Das Gebäude ließ Tomas Stiefbruder Jan Antonín Bata nach amerikanischen Vorbild bauen und so war Baťas Wolkenkratzer seinerzeit das zweit größte Gebäude in Europa.
 
Tomáš Baťa starb bei einem Flugunglück im Jahr 1932, doch gelang es ihm während der 56 Jahre seines Lebens ein Schuhimperium aufzubauen und zu hinterlassen. Bis heute leuchtet das rote Logo der Firma Baťa in Tausenden Geschäften weltweit.
Zlin - Bat'as Wolkenkratzer

Zlin - Bat'as Wolkenkratzer