Austria
2020
03
Kulinarische Inspiration aus Tschechien
In Tschechien heißt es: „Březen – za kamna vlezem… duben – ještě tam budem“, was so viel bedeutet wie: „März – wir machen es uns auf dem Kachelofen gemütlich… April – wir bleiben da noch eine Weile.“ Schließlich heißt es auch auf Deutsch „Aprilwetter – April, April, der macht was er will“. Nicht nur wegen des möglichen „Kaminwetters“ müssen wir in den nächsten Tagen überwiegend zu Hause bleiben – beste Gelegenheit, kulinarisch tätig zu werden und mindestens eine kulinarische Reise durch Tschechien zu unternehmen.
Tschechien ist unter anderem auch für seine Märchen bekannt und in den klassischen Märchen gibt es einen Honza (Hans), der am liebsten zu Hause auf dem warmen Kachelofen entspannt, während die Mutter für ihn eine gute Suppe kocht. Suppe wird (nicht nur in Tschechien) als ein Grundgericht oder sogar als Medizin angesehen, wofür es im Tschechischen auch ein Sprichwort gibt „Polívka je grunt, ostatní je špunt“ (Die Suppe ist das Wichtigste, der Rest ist nur Abschluss). Eine der beliebtesten Suppen nicht nur in den Märchen sondern auch heutzutage unter den Einheimischen ist die Kartoffelsuppe. In dem tschechischen Rezept dürfen auf keinen Fall Pilze fehlen, die jeder Haushalt in getrockneter Variante vorrätig hat. Pilze sind übrigens eine sehr beliebte Zutat von tschechischen Gerichten. Kein Wunder, denn Pilzesammeln kann man ohne Zweifel als tschechischen Nationalsport bezeichnen. Zu weiteren Suppenklassikern gehört die Pilzrahmsuppe mit Dill und pochiertem Ei (kulajda), die Suppe „kyselo“ aus dem Riesengebirge, die Krautsuppe mit Kümmel und Wurst sowie Linsensuppe und auch Knoblauchsuppe oder starke Brühen.

In den tschechischen Gebirgen wie dem Böhmerwald (Šumava) an der deutsch-tschechischen Grenze oder dem Riesengebirge – dem höchsten Gebirge des Landes (Krkonoše) findet man traditionelle Berghütten, die wunderschöne Kachelöfen beherbergen, wo viele regionale leckere Spezialitäten entstanden sind, wie die o.g. Suppen, Pilzspezialitäten, Kartoffelgerichte, aber auch süße Gerichte und Gebäck. Eines der beliebtesten Gerichte in allen Regionen Tschechiens ist der „bramborák“ (Kartoffelpuffer), der in Tschechien herzhaft mit verschiedenen Füllungen oder auch als Beilage serviert wird, am liebsten nach dem Grundrezept, das nach Majoran und Knoblauch duftet. Aus Kartoffeln können aber auch in Tschechien süße Speisen entstehen wie „škubánky“ (Kartoffelnocken), die traditionell mit Mohn und Puderzucker serviert werden.

In den Tälern unter den Bergen, wo milderes Klima herrscht und Obst gedeiht, werden mit der Ernte der ersten Früchte Anfang Sommer bis zu der Herbsternte verschiedenste Variationen von Obstknödeln gekocht: beginnend mit Erdbeeren über Kirschen, Aprikosen, Blaubeeren und alle anderen Beeren bis zu Zwetschgen im Herbst kann sich jeder seine Lieblingsfüllung aussuchen. Die gefüllten Knödel werden mit hartem Quark (tvaroh), Puderzucker und Butter serviert.

Ein süßer Klassiker, der aus jeder Berghütte mit dem klassischen Kachelofen duftet und der auch der einzige Muss-Mitbringsel jedes Märchen-Honzas (Hans´) auf den Weg in die große Welt war, sind „buchty“ (die Buchteln). Das Hefeteiggebäck wird traditionell mit Mohn, Quark oder Pflaumenmus gefüllt. Mohn, Quark und Pflaumenmus ist die Heilige Dreifaltigkeit der traditionellen süßen tschechischen Küche. Nicht im Gebäck versteckt, sondern als eine dekorative Kunst in fantasiereichen Mustern kommen sie in verschiedenen Varianten von „koláč“ zur Geltung, z.B. auf dem „chodský koláč“ – runde flache Hefeteigkuchen aus Chodsko (Chodenland – Region am Fuße des Böhmerwaldes).
p-a-kulinarische-inspiration