Germany
2023
Was ist der neue Weg der tschechischen Kurorte?
Die Tschechische Zentrale für Tourismus - CzechTourism hat dieses Jahr einen Podcast gestartet, mit dem Ziel, sich mit Experten aus unterschiedlichen Zweigen der Tourismus-Branche zu einem bestimmten Thema auszutauschen und dabei dieses verständlich der breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Die letzte Folge des Podcasts, der auf Tschechisch läuft, war das tschechische Kurwesen und die Strategie der Kurorte für die Zukunft (Mariánské Lázně (Marinebad) erhielt Anfang Juli den Status eines Luftkurortes, im Oktober (4.-6.10.2023) findet in Karlsbad der 27. Europäische Balneologiekongress, ...) Wir bringen Ihnen einen Auszug auf Deutsch:
Die tschechischen Kurorte überlegen jetzt einen neuen Weg zu gehen. Im touristischen Zusammenhang geht es um die Ersetzung der russischen bzw. russichsprachigen Gäste. Ein möglicher Weg ist der Fokus auf auf die Golfstaaten und/oder Israel.
„Eine nächste Möglichkeit ist die Stärkung der Stellung der tschechischen Kurorte auf den sog. Sekundärmärkten wie Aserbaidschan, Kasachstan, Usbekistan, also in Ländern mit regelmäßigen Flugverbindungen in die Tschechische Republik, bonitätsstarken Kunden und der historisch traditionellen Beliebtheit unseres Kurwesens“, erklärt Jan Herget, Direktor von CzechTourism und fügt hinzu: „Wir beschäftigen uns auch mit Marketingunterstützung, nämlich der Online-Kampagne "Traditionen untraditionell" oder mit dem Informieren über neue Wellness- und Wohlfühlprodukte (Wellbeeing) für Gäste aus den Nachbarregionen, für den Binnenmarkt usw. Was die Einheimischen betrifft, so sind die aktiven, finanziell abgesicherten Tschechen im Alter von 35+ von großer Bedetung. Wichtig ist auch die Tatsache, dass die Kurstädte wunderbare Orte für einen aktiven Sommer- und Winterurlaub für die ganze Familie sind.“

Neben den diesjährigen Neuigkeiten wird in der Podcast-Folge erwähnt, dass der Zweck des Kurwesens trotz aller Ereignisse derselbe bleibt: Die Menschen wollen in hochwertigen Einrichtungen wohnen, gute Pflege und gutes Essen genießen und natürlich auch einen Aufenthalt erleben, der ihnen gesundheitlich wirklich hilft, sprich er soll ihre Gesundheit verbessern und/oder ihnen die nötige Entspannung und Energie schenken. Sozioökonomische Faktoren hatten und haben einen erheblichen Einfluss auf die Kurwesen-Branche. In den letzten Jahren waren es die negativen Einfüsse der Covid-19-Pandemie, Energiepreise, Inflation usw.

„Nach der dreijährigen Pause während der Covid-19-Pandemie wurden wieder die Investitionen in die Kurwesen-Infrastruktur erneuert. Jetzt müssen wir nach und nach alle den Betrieb aller Pavillons und Trinkbrunnen erneuern: alles reinigen, restaurieren, uns um die Kolonnade in Marienbad kümmern, kurzum: den Glanz des Kurortes wieder zum Scheinen bringen“, sagt Karel Kalivoda, Generaldirektor des Heilbades von Mariánské Lázně. „Die kürzliche Erlangung des Status eines Luftkurorts, der in der ganzen Stadt resoniert, ergänzt die das Heilspektrum Marienbads um die vierte Heilquelle und hebt die Stadt in einen höheren Rang. Das Ziel besteht unter anderem darin, die Kurgäste aus den Kurhotels in die therapeutische Landschaft zu entführen, die in Marienbad einfach wunderbar ist,“ erläutert Kalivoda.

„Die Covid-19-Pandemie hat die Behandlungen verändert: Wir haben uns daher auf Studien zu den Auswirkungen von Kurbehandlungen auf Post-Covid-Symptome konzentriert. Wir legen auch mehr Wert auf die Prävention und versuchen, moderne Technologien einzusetzen – zum Beispiel wird die Lasertherapie mittlerweile bei der Behandlung von Post-Covid-Symptomen eingesetzt“, sagt Alina Huseynli, Forscherin am Institut für Kurwesen und Balneologie. „Wir versuchen, Innovationen zu schaffen, um die gesamte Kurbehandlung attraktiver und personalisierter zu gestalten. Moderne Technologien helfen uns unter anderem dabei, den Behandlungsfortschritt des Patienten zu überwachen, Veränderungen im Gesundheitszustand zu erkennen und Behandlungspläne auf die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen abzustimmen.“

Ein Kuraufenthalt heilt Körper und Seele. Der Kurgast gelangt in eine andere Umgebung als das Zuhause und beginnt dadurch, anders zu denken und sich zu verhalten.

„Vor 100 – 150 Jahren war das Heilbad ein Zentrum der Kur, der Erholung, des kulturellen Lebens und auch ein Ort des gesellschaftlichen Lebens und Austausches. Wir wollen dies auch in Zukunft aufrechthalten, also dass die Kurorte ein sogenanntes „Multiprodukt“ sind, das möglichst breite Schichten anspricht. Es ist nun die Aufgabe der Heilbäder, das nötige Leistungsangebot zu schaffen, wobei ihnen nicht nur die Stadtverwaltungen helfen können“, sagt Martin Plachý, Vizepräsident des tschechischen Heilbäderverbandes und des Europäischen Kurverbandes. „Der Europäische Kongress für Balneologie, der vom 4. bis 6. Oktober 2023 in Karlsbadstattfinden wird, soll an die Größe des Phänomens, der Tradition und der Wichtigkeit des Kurwesens in Tschechien erinnern, das von der UNESCO anerkannt wurde. Tschechien ist eines der wichtigsten Mitglieder des Europäischen Kurverbandes, wir haben uns nach etwa 23 Jahren für die Veranstaltung des Kongress entschieden und beworben und bereiten ihn nun vor. Ich bedanke mich für die Zusammenarbeit bei dem Verbands der Heilbäder, dem Europäischen Kurverband, dem iLab, der Region Karlsbad, der Stadt Karlsbad umd weiteren. Natürlich zielt der Kongress auch darauf ab, das Interesse an der Tschechischen Republik als solche zu steigern. Es werden drei Tage voller intensiver Debatten über die Zukunft des Kurwesens, das wissenschaftliche Potenzial, die Kurbehandlungen und Therapien, Beispiele guter Praxis, die therapeutische Landschaft usw. sein. Ich glaube, dass wir gemeinsam dem Kurwesen helfen werden,“ fretut sich Plachý.