Prags Juwelen aus der Ära der Ersten Republik:
Spazieren Sie durch Prag und besichtigen Sie die größte Turmuhr der Tschechischen Republik oder die drittgrößte Bronze-Reiterstatue der Welt. Am 28. Oktober 1918 entstand ein neuer Staat, die Tschechoslowakei, und die ersten Jahre seines Bestehens bis 1938 werden auch die Erste Republik genannt. In diesen 20 Jahren entwickelte sich die junge Republik zur modernen Demokratie, deren Wirtschaft und Industrie zu den leistungsstärksten der damaligen Welt zählten. Doch auch die Architektur hinkte nicht hinterher. Lernen Sie die fünf Prager architektonischen Juwelen aus der Ära der Ersten Republik kennen.

1. Prager Burg

Zeitraum: 20er und 30er Jahre
Die Prager Burg blickt auf Prag bereits seit dem 9. Jahrhundert hinab. Doch erst während der Ersten Republik bekam die Burg ihr heutiges Aussehen. Mit der Entstehung der Tschechoslowakei kam der Wunsch auf, die Prager Burg so umzugestalten, dass sie ihre neue Rolle als Sitz des Präsidenten Tomáš Garrigue Masaryk erfüllen kann. Die Präsidentenkanzlei beauftragte damit den slowenischen Architekten Josip Plečnik. Und dieser nahm sich des neuen Projektes mit voller Hingabe an. Unter seiner Leitung wurden nicht nur der I. Innenhof, inklusive der Fahnenmasten vor dem Matthiastor und der privaten Gemächer des Präsidenten, umgebaut, sondern auch die Gärten Rajská, Na valech und Na baště (samt Gartenpavillon, Terrasse mit Aussichtspunkten und Wintergarten bei den Südgärten) und weiter die nördliche Stirnfront des Spanischen Saals sowie die Eingangssäulenhalle zum Spanischen Saal beim Matthiastor. Plečnik erlebte nicht mehr die Realisierung aller seiner Projekte mit. Zum Beispiel der Ausstellungssaal in der Reithalle der Prager Burg wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1949 fertiggestellt.

2. Messepalast

Zeitraum: 1925 – 1928
Einen der ersten und gleichzeitig einen der größten funktionalistischen Bauten in Prag finden Sie im Stadtteil Holešovice. Der Messepalast wurde zwar für das Veranstalten von Messen konzipiert, doch heute finden Sie hier die Nationalgalerie Prag, welche die Dauerausstellung „Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts“ sowie weitere Ausstellungsräume beherbergt. Hinter dem Entwurf des Messepalastes standen zwei Architekten – Josef Fuchs und Oldřich Tyl. Er wurde zwischen 1925 und 1928 errichtet und war seinerzeit das größte Gebäude dieses Typs weltweit. Seit 1958 ist der Messepalast ein immobiles Kulturdenkmal.

3. Villa Müller

Zeitraum: 1928 – 1930
Die luxuriöse funktionalistische Villa Müller finden Sie in einem der bekanntesten und ältesten Prager Garten- und Villenviertel namens Ořechovka. Die Villa von Milada und František Müller stammt vom genialen Architekten Adolf Loos, der damals in Tschechien wirkte und das Gebäude in nur zwei Jahren (1928 – 1930) erbaute. Es war eben der Auftrag für den Bau dieser Villa, der es Loos ermöglichte, sein innovatives Raumkonzept zur Perfektion zu führen. Die Innenausstattung der Villa, die von Loos ausgewählt und in vielen Fällen sogar selbst entworfen wurde, verkörpert die überraschende Harmonie zwischen modernem Funktionalismus und klassizisierendem englischem Stil.

4. Kirche des heiligsten Herzens des Herrn

Zeitraum: 1929 – 1932
Die römisch-katholische Kirche des heiligsten Herzens des Herrn steht auf dem Prager Platz náměstí Jiřího z Poděbrad im Stadtviertel Vinohrady, und es handelt sich um einen weiteren Bau nach einem Entwurf des slowenischen Architekten Josip Plečnik. Die Kirche besticht durch den breiten Hauptturm, der eine Höhe von 42 m erreicht und mit seiner gigantischen runden Turmuhr alle Blicke auf sich zieht. Mit einem Durchmesser von 7,5 m handelt es sich um die größte Turmuhr der Tschechischen Republik. Plečnik ließ sich von Noahs Arche inspirieren (daher auch die großzügig gestaltete unterirdische Kapelle mit Deckengewölbe), wobei das Gebäude auch Details mit königlicher Symbolik beherbergt – beispielsweise sollten die Fassade mit den herausragenden Steinen an den königlichen Hermelinmantel und die Kuppel auf der Turmspitze an das Zepter erinnern).

5. Nationaldenkmal Vítkov

Zeitraum: 1929 – 1933
Das Nationaldenkmal Vítkov ist ein funktionalistisches Denkmal, dessen Rohbau in den Jahren 1929 – 1933 auf der Anhöhe Vítkov in Prag, nach dem Entwurf von Jan Zázvorek erbaut wurde. Das Denkmal sollte in erster Linie zum Andenken an die tschechoslowakischen Legionäre und den tschechoslowakischen Widerstand im Ersten Weltkrieg dienen. Heute ist die Anhöhe unweit der Prager Innenstadt ein Besuchermagnet sowohl für die Einwohner als auch für Touristen. Neben einem netten Spaziergang erwarten Sie hier die unübersehbare, riesige Reiterstatue des böhmischen Heerführers Jan Žižka sowie der prächtige Panoramablick auf ganz Prag. Und noch etwas – mit ihren 16,5 t Gewicht, 9 m Höhe und 9,6 m Länge handelt es sich um die drittgrößte bronzene Reiterstatue der Welt!