Auf den Wein gekommen – eine junge Winzerin nimmt das Zepter in die Hand
Libuše Vrbová kommt aus einer Weinbauernfamilie in
Südmähren. Schon früh war ihr klar, dass auch ihre Leidenschaft den Reben gehört. Nach ihrem Winzerei-Studium in
Brno (Brünn) übernahm sie den heimischen Betrieb - und das mit Erfolg und der nötigen Portion Coolness. Libuše ist beste Sommelière von Südmähren 2019, zweitbeste Sommelière in Tschechien 2019 und
dreifache Landesmeisterin in Sabrage. Dabei werden Flaschen mit einem Säbel geköpft. Auf ihrem
Weingut in
Hustopeče produziert sie vor allem Weißweine wie Grünen Veltliner, Riesling oder Chardonnay. Die engagierte Jungunternehmerin ist außerdem Mitbegründerin der „
Jungen WinzerInnen“ (Mladí vinaři), einer Vereinigung 14 junger „Weinverrückter“, wie sie selbst sagt, die Weintastings, Lesungen, Konferenzen und Wettbewerbe veranstalten. Als persönliche Highlights der bedeutendsten Weinregion des Landes nennt Libuše das wunderschöne
UNESCO-Biosphärenreservat Pálava oder die Städte
Mikulov (Nikolsburg) and
Znojmo (Znaim). Allen Weinliebhabern rät sie auch, sich nicht den nationalen Weinsalon in Valtice entgehen zu lassen. Hier stehen die besten Tropfen Tschechiens zur Verkostung bereit. Und wenn sich die fast 30-Jährige mal nicht den edlen Reben widmet, lernt sie neue Tricks auf ihrem Skateboard.
Keine Angst vor harten Kerlen – Touren mit Obdachlosen
Tereza Jurečková aus
Prag hat ganz besondere Geschäftspartner. Sie arbeitet
mit aktuell und ehemaligen
Obdachlosen zusammen, die einen ganz eigenen
Blick hinter die Kulissen der Hauptstadt gewähren. Roman – aufgewachsen im Kinderheim, homosexuell und einst Pervitin abhängig – zeigt Plätze seiner Vergangenheit rund ums Bahnhofsviertel. Der ehemals knallharte Drogendealer Petr verlor nicht nur ein Bein, auch Sucht und Depression waren seine ständigen Begleiter. Er führt zu Plätzen, wo er früher mit seinen zwielichtigen Geschäften aktiv war. Hin und wieder gewähren auch Frauen Einblicke in ihre Vergangenheit: Ivana, lange Zeit alkoholabhängig, spricht darüber, was ihr heute Hoffnung und Motivation gibt, und besucht mit ihren Zuhörern die Orte, die sie über 40 Jahre lang in ihrem Leben auf der Straße ihr Zuhause nannte. Mit ihren
besonderen Touren tut Tereza in vielerlei Hinsicht Gutes. „Ich möchte die Menschen auf der Straße unterstützen, ihnen Respekt zollen und Perspektive schenken“, so die klare Haltung der Jungunternehmerin. Andererseits bietet sie Besuchern tiefe Einblicke, die die übliche touristische Infrastruktur niemals hergeben würde. Und sie schützt Gäste vor den üblichen Touristenfallen. Auch privat liebt sie die Stadt abseits der bekannten Pfade: „Ich mag die etwas unaufgeräumten Viertel wie
Žižkov oder fancy
Letná sehr gern. Die
Moldau genieße ich an der belebten
Náplavka oder miete eine floating Sauna“.
Auf einer Bühne mit den Weltstars – Colours of Ostrava
The Lumineers, The Killers, Martin Garrix – die Gründerin des Multi-Genre-Festival
Colours of Ostrava Zlata Holušová bringt Stars zusammen, die sich sonst auf den roten Teppichen in Metropolen wie New York, Berlin oder Paris tummeln. Falls es die Pandemie zulässt, können Musikliebhaber diese und 150 weitere Bands und DJs von
14. bis 17. Juli 2021 in einem ganz besonderen Ambiente in
Ostrava genießen. Als Festivalstätte dienen die
ehemaligen Kohleminen und Eisenwerke in der drittgrößten Stadt Tschechiens, die gleichzeitig zum nationalen Kulturerbe zählen. Als meist besuchte Sehenswürdigkeit Tschechiens schafft diese Umgebung ein
einzigartiges Flair. Zlata, die einst den Boomerang Club in der heute hippen Industriestadt führte, lässt seit der Gründung 2002 ihre ganze Leidenschaft für Musik und Kultur einfließen. Zum Programm zählen neben den Konzertveranstaltungen Filme, offene Diskussionen, Workshops, Theater, Poesie und Kunstinstallationen. Auch für Kinderbedürfnisse ist gesorgt. Wenn Zlata mal eine Pause vom Trubel braucht, macht sie einen Ausflug in die naheliegenden
Beskiden (Beskydy). Der Gebirgszug der Äußeren Westkarpaten und Ostkarpaten bietet Naturidylle pur, perfekt zum Kraft tanken.
Erfolgsgeschichte in den Beskiden – Wolldeckenmanufaktur Besky
Über Mundpropaganda erfuhr
Zuzana Bílková, dass ein etablierter Hersteller von
Wolldecken und Kissen in ihrem Heimatdorf Frýdek-Místek
am Fuße der Beskiden kurz davor war, sein Geschäft zu schließen. Damals studierte Zuzana noch, dennoch traf sie den Entschluss, diese
Tradition aufrecht zu erhalten und kaufte 2010 das Geschäft. Sie modernisierte und verlegte die Werkstatt in einen größeren Raum, um auch die Qualität und Produktionskapazität zu verbessern. 2014 wurde sie in der
mährisch-schlesischen Region zur Unternehmerin des Jahres gewählt und 2018 als Tschechische Frau des Jahres in der Kategorie Business ausgezeichnet. Die Produkte sehen aus wie normale Bettdecken oder Kissen, aber sie unterscheiden sich in ihrer hohen Qualität und Füllung. Es gibt keine Kunststoff-Hohlfasern im Inneren, nur sorgfältig gereinigte und gekämmte Wolle – das beste natürliche Material. Kürzlich wurde ihre neuste Produktlinie sogar im Forbes Magazin vorgestellt. Besucher können bei ihr den gesamten Produktionsprozess begleiten, vom Kauf von Rohwolle bis zum fertigen Produkt. Was Zuzana an der
Region sehr schätzt, ist eng verbunden mit ihrem eigenen Tun: „Wir haben hier eine extrem gut erhaltene Folkloretradition. Dazu gehören
walachische Volksmusik, Kunsthandwerk, Architektur, Gastronomie, Bräuche und sogar Mode. Die alte Kultur reicht Jahrhunderte zurück“, so die Zweifachmama.