Neuheiten auf Burgen und Schlössern
Besuchen Sie auch gerne Orte, die historischen Charme versprühen? In unserem Artikel erfahren Sie, was es dieses Jahr auf tschechischen Burgen und Schlössern Neues gibt. Sie können sich nämlich auf mehrere neue Besucherrundgänge, Ausstellungen und weitere Highlights freuen. Unzählige historische Gebäude wurden saniert und öffnen jetzt, unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen, landesweit ihre Tore.

Renovierter Obrigkeitsgarten auf Burg Pernštejn

Burg Pernštejn liegt in der Region Vysočina in der Nähe von Brünn. Das wunderschöne, gut erhaltene Baudenkmal der Spätgotik bietet Ihnen dieses Jahr noch einen zusätzlichen Grund für einen Besuch, denn es werden die renovierten Gärten aus Zeiten der Aufklärung auf den Hängen unterhalb der Burg eröffnet. Sie spazieren durch den Garten in seiner Form kurz nach dem Jahr 1800 und können die neue Ausstellung „Reisen in Landschaften der Stille: Mährische aristokratische Gärten in Zeiten der Aufklärung“ besuchen. Im Fokus liegt dabei die Entstehung so genannter englisch-chinesischer Gärten, die in Mitteleuropa in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts langsam die französischen Gärten ersetzten. Da die Sanierung erst wenige Jahre zurückliegt, wachsen hier weder jahrhundertealte Eichen, noch findet man hier wild verwachsene romantische Ecken und Winkel – diese werden erst unsere Enkelkinder bewundern können. Doch der Garten ist auch jetzt schon einen Besuch wert!

Neu eröffnetes Schloss Vimperk

Über der Böhmerwälder Stadt Vimperk in Südböhmen ragt seit Jahrhunderten eine wunderschöne Burg empor, die bisher jedoch nie öffentlich zugänglich war. Doch das ändert sich dieses Jahr. Die Restaurierungsarbeiten in der Oberen Burg neigen sich langsam ihrem Ende zu und ebnen den Weg für das Museum der Region Vimperk und einen neuen Besucherrundgang, der Ihnen das Adelsgeschlecht Nowohrad von Kolowrat vorstellt. Die modernisierte Buchdruck- und Glasmacher-Ausstellung ergänzen Räume mit Präsentationen zu Themen wie Goldener Pfad, Jagd und Forst, Sport und Tourismus und beispielsweise Böhmerwald und Vimperk in der bildenden Kunst.

Restauriertes Schloss Veltrusy

Ungefähr Mitte des Sommers öffnet das Hauptgebäude des Schlosses Veltrusy in Mittelböhmen nach aufwendigen Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten aufgrund von Hochwasserschäden seine Pforten. An die 2000 Gegenstände aus dem Mobiliar, darunter auch kostbare, handbemalte Tapeten aus Papier und Seide, mussten restauriert und konserviert werden. In die Rekonstruktion wurden auch die Sala terrena und die Eingangstreppe mit einbezogen. Im Rahmen der Neueröffnung werden auch neue Besucherrundgänge und eine interaktive Kinder-Werkstätte angeboten. Auf welche neuen Rundgänge können Sie sich freuen? Beispielsweise auf „Goldene Zeiten im Dienste der Kaiserin“ inklusive des Maria-Theresia-Salons, in welchem die Kaiserin nächtigte, oder „Das Familienleben des Herrn Grafen“, der durch die Privatgemächer des Grafen Chotek und seiner älteren Kinder führt und Sie in die 1820er bis 1860er Jahre entführt. Zu den weiteren Highlights gehört das Schlosslaboratorium. In dieser Multimedia-Kreativwerkstatt erfahren Sie, warum und wie historische Gebäude samt Mobiliar gepflegt und gewartet werden. Sie erhalten Einblicke in den täglichen Betrieb eines solchen Denkmals, in die Geschichte der Denkmalsanierung und können sich als Entdecker, Archäologe und Restaurator erproben.

Sanierter Gutshof U Matoušů in Pilsen

Der Gutshof U Matoušů liegt in Pilsen in Westböhmen mitten zwischen Wohnhäusern, die auf den Grundstücken des Gutshofs errichtet wurden. Dieses Jahr öffnet das gesamte Areal, das in den vergangenen zwei Jahren umfassend saniert wurde, zum ersten Mal seine Pforten. Alle fünf Gebäude, der Hof und der Obstgarten wurden dabei instandgesetzt. Das Wohngebäude beherbergt im Rahmen einer kommentierten Führung Ausstellung über den Alltag einer bäuerlichen Familie in dieser Region Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Speicher besticht wiederum durch die Ausstellung „Der Weg des Getreides“.

Neue Besucherrundgänge auf Schloss Litomyšl

Ostböhmen besticht durch ein ganz besonderes UNESCO-Baujuwel: Schloss Litomyšl. Die ganze Schlossanhöhe ist an sich schon einen Besuch wert, doch das Schloss wird es Ihnen besonders antun. Dieses Jahr können sich Besucher auf mehrere Neuheiten freuen, wie den neuen Rundgang „Das Schloss unter den Herren von Waldstein“, bei dem sich alles rund um den Zeitraum vom Schlossbau durch das Adelsgeschlecht Pernstein bis zu deren Nachfolgern, der Adelsfamilie Waldstein-Wartenberg, also bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts dreht. Der zweite neue Rundgang heißt „Das Schloss unter den Herren von Thurn und Taxis“ und umfasst den Zeitraum von 1855 bis 1945. Dabei dreht sich alles um die letzten adeligen Schlossherren, die es als ihre Sommerresidenz nutzten.

Palais Jurkovič auf der Anhöhe Kunětická hora

In Ostböhmen liegt auch die spätgotische Burg der berühmten Adelsfamilie Pernstein: Burg Kunětická hora. Dieses Jahr öffnet Jurkovičs Westpalais frisch restauriert zum ersten Mal Besuchern seine Pforten. Im Rahmen des Projekts „Dušan Jurkovič – der Poet der Holzverarbeitung – und seine Burg Kunětická Hora“ wurden das 6. Burgtor und die Holzveranda aus der Ära der Ersten Republik wiederhergestellt. Diese wurden historisch getreu nach alten Plänen erbaut, die bei ihrer Ausführung in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts auf dem Projekt des Architekten Dušan Jurkovič basierten. Der Burgpalas mit Kapelle bleibt jedoch aufgrund der laufenden Sanierungsarbeiten für Besucher geschlossen.

Neuheiten auf Schloss Vranov nad Dyjí

Das mährische Schloss Vranov nad Dyjí ragt hoch über der Thaya empor und bietet von oben atemberaubende Ausblicke. Und diese werden jetzt noch spektakulärer, da der neue Besichtigungsrundgang bis auf den 24 Meter hohen mittelalterlichen Wachturm führt. Von der neuen Aussichtsplattform aus Stahl eröffnet sich ein wunderschöner Panoramablick, der von den benachbarten Schlossdächern, über die Zufahrtsbrücke, den Garten und die Kapelle bis zu den Mäandern der Thaya und das Städtchen unter dem Schloss reicht.

Thema der diesjährigen Saison: Jahr des aufgeklärten Adels

Die Aufklärung – die ab der Mitte des 18. Jahrhunderts einsetzende Epoche des rationalen Denkens –machte dem Mittelalter definitiv ein Ende. Die Epoche der Aufklärung brachte Freiheitsgedanken, kritisches Denken und den Wunsch nach Wandel der seit Jahrhunderten unveränderten europäischen Gesellschaft zum Besseren. Diese neuen Ideen, die aus den fortschrittlichen Ländern Westeuropas nach Mitteleuropa und weiter auf das Gebiet der damaligen Tschechischen Republik schwappten, erreichten zunächst den gebildeten Adel. Wissenschaft und Kultur erlebten einen neuen Aufschwung und die einfachen Menschen nahmen langsam ihre Bürgerrechte wahr. Und dieser Epoche sind dieses Jahr thematische Ausstellungen in vielen denkmalgeschützten Objekten gewidmet. Die Epoche der Aufklärung hat auch in den Gärten der Burg Pernštejn ihre Spuren hinterlassen, die ihre ursprüngliche Gestalt in dieser Ära erhielten und diese Bewegung symbolisieren, die sich auf die Suche nach Landschaften der Stille begab. Die Ideen der Aufklärung werden auch auf Schloss in Lednice, Jindřichův Hradec und Slatiňany im Rahmen der Ausstellung „Erinnerungen an eine schwarz-weiße Welt: Afrikaner in der Habsburger-Monarchie“ thematisiert. Hierbei möchte man veranschaulichen, dass in der Epoche der Aufklärung zum ersten Mal Themen wie Freiheiten, Bürgerrechte und Rassismus angesprochen wurden, die unsere Gesellschaft bis heute prägen.