Tugenden und Laster eines barocken Bildhauers Matthias Bernhard Braun

Tugenden und Laster eines barocken Bildhauers Matthias Bernhard Braun

Matthias Bernhard Braun (1684-1738), ein Star der Barockkunst

Tugenden und Laster eines barocken Bildhauers Matthias Bernhard Braun
Eine in den Fels gehauene Christkrippe, Statuen auf der ältesten Prager Brücke oder eine Galerie meisterhafter Außenskulpturen unter freiem Himmel. Nicht nur diese Werke tragen die Handschrift ihres Autors, des bekanntesten barocken Bildhauers, Schnitzers und Steinmetzes Matthias Bernhard Braun. Seinen auserlesenen Stil können Sie während eines Spaziergangs durch Prag oder auf den Schlössern Kuks (Kukus) bzw. Valeč (Waltsch) bewundern. Also treten Sie ein in die Welt der präzisen Kunst jenes Künstlers, welcher in diesem Jahr seinen 340. Geburtstag feiern würde.

Braun, ein Star der Barockkunst 

Bereits die erste Statue Brauns, der hl. Lutgard von Tongern, auf der ältesten erhaltenen Prager Brücke, der heutigen Karlsbrücke, brachte dem Autor nicht nur die Bewunderung der Prager, sondern auch zahlreiche neue Aufträge ein. Doch schön der Reihe nach! Matthias Bernhard Braun, der bekannteste böhmische Bildhauer des Barocks, wurde am 24. Februar 1684 als fünftes Kinder der Familie eines Schmieds in einem kleinen Dorf unweit von Innsbruck geboren. Matthias erlernte den Beruf des Bildhauers und Holzschnitzers in Salzburg, wobei er als Wandergeselle Italien besuchte und sich mit dem künstlerischen Schaffen Michelangelos und Berninis bekanntmachte.

Wahrscheinlich im Jahre 1708 kam er in das Kloster in Plasy (Plass) und zwei Jahre später zog er weiter nach Prag, wo er sich geradewegs in die Arbeit an jener berühmten Statuengruppe Traum der hl. Lutgard auf der Karlsbrücke stürzte. Im gleichen Jahr schuf er für die Karlsbrücke noch eine Skulpturengruppe mit der Bezeichnung Heiliger Ivo. Nach den allgemein gewürdigten Werken erhielt er einen Auftrag nach dem anderen, und so eröffnete er auf dem heutigen Karlsplatz in Prag eine eigene Bildhauerwerkstatt.


St. Ludmila auf der Karlsbrücke in Prag.

Ohne Mäzen wäre es nicht gegangen!

Ein wahrhaft wesentliches Ereignis in Brauns Leben war die Bekanntschaft mit Franz Anton Reichsgraf von Sporck, der sein außergewöhnliches Talent erkannte und zu seinem Hauptmäzen wurde. Er erteilte ihm den Auftrag zur Ausgestaltung seiner Residenz in Kuks unweit der ostböhmischen Stadt Dvůr Králové (Königinhof an der Elbe).


Kuks


Das Hospital in Kuks ist ein bedeutendes Barockdenkmal, Bestandteil des Areals ist die berühmte Dreifaltigkeitskirche und der Stolz ist eine der ältesten Apotheken Zum Granatapfel (U Granátového jablka). Dort finden Sie so manches „Heilmittel“. Unter anderem ein Gefäß mit der Aufschrift „Hirschherzknöchelchen“ oder „Pulver aus dem Schädel des Gehängten“.  


Kuks

Im Verlauf vieler Jahre schuf Braun in Kuks ein herrliches Werk, unter anderem eine Galerie von 24 Außenskulpturen der Tugend und des Lasters. Ein Beweis seiner Qualitäten ist das geschützte, monumentale bildhauerische Kunstwerk Brauns Krippe, die in Sandsteinfelsen gehauen ist, in freier Natur im sog.


Brauns Krippe bei Kuks

Neuen Wald und nur wenige Kilometer von Kuks entfernt. Das gesamte Werk stellt die Spitze der europäischen, barocken Bildhauerkunst dar und wurde zum nationalen Kulturdenkmal erklärt, das sich auf der indikativen Liste des Weltkulturerbes der UNESCO befindet. Vom Hospital in Kuks führt zu Brauns Krippe ein Lehrpfad.


Brauns Krippe bei Kuks
 
Auf die Spuren von Matthias B. Braun können Sie sich auch in Prag begeben: neben der erwähnten Karlsbrücke, wo er noch Autor der Statue der hl. Ludmila ist, deren Original auf der Festung Vyšehrad hinterlegt ist, schuf er ferner die bildhauerische Ausgestaltung für die Kirche St. Clemens im Klementinum, einem ausgedehnten Komplex barocker Gebäude unweit der Karlsbrücke in der Prager Altstadt, wo Sie den schönsten Bibliothekssaal der Welt finden.


Der Vrtba-Garten in Prag 

Seine Skulpturen sind ferner Bestandteil der Interieurs des Palais Czernin, des Palais Tun in der Neruda-Straße (Nerudova ulice), des Großprior-Palais, des Palais Clam-Gallas oder sie zieren den terrassenförmig angelegten Vrtba-Garten italienischen Typs. Zugleich schuf er das Grabmal des Grafen Schlick in der St.- Veits-Kathedrale auf der Prager Burg.

Ein reicher Bürger

Der berühmte Bildhauer gelangte dank seines Fleißes zu Reichtum und kaufte sich in Prag mehrere Häuser. In der heutigen Jungmann-Straße (Jungmannova ulice) war es das Haus Zu den drei Lilien (U tří lilií), welches Braun umbauen ließ und bald darauf verkaufte. Bald wurde er zu einem wohlhabenden Bürger der Prager Neustadt, wobei er sich das große Haus Zum Steinernen Tisch (U Kamenného stolu) auf dem Karlsplatz 617/24, heute gegenüber dem Neustädter Rathaus, kaufte. Dort lebte er bis an sein Lebensende und betrieb eine bedeutende Bildhauerwerkstatt. Am Haus ist heute eine Gedenktafel angebracht.
 
Brauns Leben war von der Krankheit der Bildhauer und Steinmetze gezeichnet. Die Lungenschwindsucht (Tuberkulose) raubte ihm die Kräfte und verbannte ihn schließlich von seiner schöpferischen Arbeit.  Dieser Lungenkrankheit unterlag er letztendlich am 15. Februar 1738 in Prag.

Skulpturen auf Schlössern wie auch in Gärten

Seine Skulpturen schmücken ferner die Parkanlagen und Gärten in Veltrusy, Duchcov, Konopiště, Liběchov oder in Lysá nad Labem. Die Schönheit der Werke von Matthias Bernhard Braun können Sie darüber hinaus in der Kirche Kreuzes in Litomyšl bewundern, seine Holzschnitzereien zieren das Kloster in Plasy (Plass), Braun schuf auch die Pestsäule für den Garten der Kirche Auffindung des heiligen Kreuzes in Liberec. Darüber hinaus ist er der Autor des Grabmals mit der weinenden Frau auf dem Grab seiner Schwiegermutter in Jaroměř, welches der Stolz der böhmischen funeralen Plastik ist.

Matthias Braun selbst
ist in der Gruft vor der Kornelkapelle in der St.-Stephans-Kirche in der Straße Štěpánská ulice in Prag beigesetzt.


Schloss Valeč

Brauns Skulpturen auf der Karlsbrücke in Prag:

Auf dem Wege in Richtung vom Altstädter Brückenturm auf die Kleinseite (Malá Strana) in Prag finden Sie zur linken Seite diese Skulpturen von Braun.

  • Hl. Ivo – Der heilige Ivo ist der Schutzpatron der Juristen; die Witwe mit den Kindern blickt zum Heiligen empor, der sich ihrer vor dem Gericht annahm. Zu seiner rechten Seite befindet sich mit dem Schwert und mit verbundenen Augen Justitia, die Gerechtigkeit.

  • Hl. Lutgard oder Traum der hl. Lutgard – Die erste bekannte Arbeit des Bildhauers und künstlerische das beste Werk der Karlsbrücke in Prag. Das Original der Skulpturengruppe aus Sandstein befindet sich im Lapidarium des Nationalmuseums auf dem Messegelände.

  • Hl. Ludmila mit dem kleinen Wenzel – Die hl. Ludmila hält in der linken Hand jenen Schleier, mit welchem sie erwürgt wurde, mit der rechten Hand weist sie in die Bibel, aus welcher der kleine Wenzel lesen lernt. Auf dem Relief des Sockels ist Wenzels Tötung dargestellt.