Die ursprünglich gotische Burg wurde Mitte des 13. Jahrhunderts auf einem großen Felsen oder Stein (tschech. kámen) erbaut. Die frühesten schriftlichen Erwähnungen datieren auf die Jahre 1316 und 1318. Von 1327 bis 1504 war die Burg Kámen eine königliche Lehensburg. Seit 1523 gehörte die Burg fast 200 Jahre lang einem Zweig der bedeutenden böhmischen Familie Malovec.
Mitte des 16. Jahrhunderts erreichte das Kámener Herrschaftsgebiet seine größte Ausdehnung. Zur Burg gehörten das gleichnamige Städtchen und zehn untergebene Dörfer. Von den Herren von Malovice war Ritter Johann Christoph Malovec von Malovice der bedeutendste in der Geschichte von Kámen, der die Burg seit 1640 besaß. Während seiner Herrschaft wurde die Burg erneut umgebaut, der südliche Wohnflügel und der Eingangsturm wurden im Jahr 1673 errichtet. Am westlichen Rand des Dorfes Kámen ließ er die frühbarocke Kapelle der Jungfrau Mariä Schmerzen errichten, in der er eine Familiengruft einrichtete.
Im Verlaufe des 18. und 19. Jahrhundert wechselten Burg und Gut häufig den Besitzer und das Schloss verlor an Bedeutung. Nach 1948 wurde die Burg ihrem letzten privaten Besitzer Antonín Fleissig enteignet. 1953 wurde Kámen zum staatlichen Kulturgut erklärt. Zwischen 1964 und 2002 wurde die Burg Kámen vom ONV und später vom Bezirksamt Pelhřimov verwaltet.
Seit 2003 ist die Burg Kámen eine unabhängige Trägerorganisation der Region Vysočina und seit 2011 eine Zweigstelle des Museums der Vysočina Region im nahe gelegenen Pelhřimov.
Warum man die Burg Kámen besichtigen sollte
Besichtigen kann man auf der Burg Kámen unter anderem den Burgkeller, der teilweise in den Fels geschlagen ist, aus dem 14. Jahrhundert stammt und somit zum ältesten Teil der Burg gehört. Beachtenswert sind ferner der gotische Burgpalast, der eigentlich ein Wohnturm (Donjon) ist, ein Korridor, wo diverse Waffen und Jagdtrophäen ausgestellt sind, ein Rittersaal mit einem Doppelkreuzgewölbe aus dem 16. Jahrhundert. Die Burgkapelle mit einer wertvollen gotischen Madonnenskulptur ist ebenso sehenswert wie der Jagd-Salon mit einer Kollektion von Jagdtrophäen und exotischen Geweihen, die ursprünglich aus dem Schloss Konopiště vom Adelsgeschlecht der Lobkowitz stammt. Weiterhin bemerkenswert sind ein Schlafgemach im Empire-Stil, ein Speisesaal, dessen Einrichtung vor allem den bürgerlichen Geist des späten 19. Jahrhunderts präsentiert sowie eine Bibliothek mit einer Kollektion von 600 Bänden aus dem 18. bis 20. Jahrhundert.
Besonders interessant und einzigartig ist die Dauerausstellung einer bemerkenswert umfangreichen Kollektion von historischen Zweirädern. Die Sammlung basiert vor allem auf Leihgaben des Nationalen Technischen Museums in Prag, aus der Produktion der Marke JAWA, einige Exponate stammen aber auch aus der Sammlung des Museums der Vysočina Region in Pelhřimov oder wurden von Privatsammlern erworben. Unter ihnen sind Raritäten zu finden wie das legendäre Motorrad Čechie - Böhmerland 600 aus dem Jahr 1927.
Die Kapelle Mariä Schmerz
Ein fester Bestandteil der Besichtigungstour der Burg Kámen ist die am Ortsrand gelegene Kapelle Mariä Schmerz (Kaple Panny Marie Bolestné). Die Kapelle ließ Václav František Malovec von Malovice, der damalige Besitzer des Schlosses und des Gutes Kámen, in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Zuge der Rekatholisierung errichten. Die ursprüngliche kleine Kapelle wurde in den Jahren 1667–1671 von seinem Sohn Jan Kryštof Malovec von Malovice umgebaut. Er ließ unter anderem eine Familiengruft in der Kapelle errichten und passte die Dekoration und Innenausstattung der Kapelle diesem Zweck an.
Architektonisch ist die Kapelle als einschiffiger rechteckiger Bau mit rechteckigem Presbyterium, quadratischer Sakristei und einem Oratorium im ersten Stock konzipiert. Die Ausstattung der Kapelle stammt größtenteils aus der Zeit ihrer Erbauung, dem Frühbarock. Die Architektur des ursprünglichen Altars ist schlicht und basiert auf dem Kontrast schwarzer Oberflächen und reich vergoldeter Schnitzereien. Dominiert wird der Altar von einer Statue der Schmerzensmutter Maria und Engelsfiguren, die Symbole der Passion Christi tragen.
Die Kapelle war von Beginn an fester Bestandteil des Schlosses. Bis 1984 fanden in der Kapelle Mariä Schmerz regelmäßig kirchliche Zeremonien statt. Danach wurde sie aufgegeben, geschlossen und ihrem Schicksal überlassen. Schließlich erwarb die Region Vysočina Ende 2017 die Kapelle, ein Jahr später begann eine umfangreiche und kostspielige Rekonstruktion, die Mitte 2022 abgeschlossen wurde.
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Adresse
pobočka Hrad Kámen
Kámen č.p. 1
394 13 Kámen